Die kalte Jahreszeit ohne Nahrungsangebot überdauern unsere insektenfressenden, einheimischen Fledermäuse im Winterschlaf. In dieser Zeit hängen sie oft wochenlang unbewegt an einem Fleck. Dies ist ein optimaler Zeitpunkt, sie zur Bestandserfassung zu zählen.
Die Fledermauskundler von BAT e.V. beteiligen sich an den Zählungen in Berlin und Brandenburg in selbst betreuten Quartieren und auch gemeinsam mit Kollegen in vielen weiteren Bunkern, Höhlen und historischen, unterirdischen Bauwerken.
Oft hängen oder sitzen die Fledermäuse in den unterschiedlichen Strukturen sehr versteckt und es ist daher oft nur ein Bruchteil der tatsächlich winterschlafenden Tiere erkennbar. Um Bestandsentwicklungen abzuschätzen zu können wird also jedes Jahr der jeweils sichtbare Bestand miteinander verglichen.
Insbesondere die Zitadelle Spandau mit ihren bis zu vier Meter dicken, rissigen Mauern hat einen sehr hohen Anteil an versteckten Tieren. Er kann durchaus mehr als das Zehnfache des sichtbaren Bestandes betragen. Zählungen und Beringungen in der herbstlichen Aktivitätsphase, vor dem Beginn des Winterschlafes, lassen hier Abschätzungen der tatsächlichen Größe der Population zu.
Zu den herausragenden Quartieren unserer jährlichen Zählungen gehören natürlich die Zitadelle Spandau, das Wasserwerk Friedrichshagen, große Gewölbekeller in Grüntal, der Alauntunnel und verschiedene große Kellergewölbe und ehemalige Militäreinrichtungen im Raum Bad Freienwalde sowie die Stollen und Industriedenkmale im Museumspark Rüdersdorf.
In mehr als 40 Quartieren wurden dabei über 4000 Fledermäuse aus zehn verschieden Arten gefunden. Neben den Überwinterern in unterirdischen Quartieren werden natürlich auch die in Baumhöhlen schlafenden Fledermäuse, insbesondere die Großen Abendsegler erfasst. Hier wurden allein in Bereich der Parkanlagen von Charlottenburg-Wilmersdorf über 1000 Tiere gezählt.
Die jährlichen Zählungen dienen der Erfassung der Bestände um rechtzeitig Rückgänge und Gefährdungen erkennen zu können. Vergleiche zwischen den Quartieren und deren Qualität hinsichtlich des Klimas und der Störungsfreiheit haben besondere Bedeutung. In vielen Fällen können mit Fledermausringen markierte Tiere aus Beringungsprojekten gefunden und überprüft werden. Die gewonnenen Daten geben unter anderem Aufschluss darüber, wie ortstreu die Tiere sind und in welchen sozialen Zusammenhängen und Quartiersvernetzungen sich die Fledermäuse bewegen. Diese Daten sind eine Grundlage für die Erarbeitung von Schutzprojekten.
Alle Kontrollen dürfen nur von fach- und sachkundigen Personen durchgeführt werden und werden mit den Naturschutzbehörden abgestimmt. Störungen in den Quartieren sind grundsätzlich verboten, die Fledermäuse sind im Winterschlaf sehr empfindlich. Die Begehung der Quartiere erfolgt regelmäßig nur einmal je Winter und unter Einhaltung strenger Vorgaben. Diese Regelungen sind derzeit wegen der Corona Pandemie nochmals verschärft. Es gilt, eine Übertragung des SARS-CoV-2 Virus vom Menschen auf unsere einheimischen Fledermäuse zu verhindern. Unsere einheimischen Fledermäuse sind nicht Träger des aktuell gefährlichen Coronavirus.
Liebe Freunde des Fledermauskellers,
die heiße Phase des Sommers scheint vorbei zu sein. Viele Aktivitäten mussten ausfallen. Wir werden noch lange darüber diskutieren können, welche Maßnahmen zur Eindämmung des neuen Coronavirus hilfreich waren, welche vielleicht im Nachgang als zu weitgehend eingestuft werden müssen.
Wir hoffen alle, dass wir bald mit deutlich weniger Einschränkungen und keinesfalls mit zusätzlichen Verboten rechnen können.
Der Ausfall des Sommerprogramms hat auch unser Projekt finanziell stark belastet. Betreuung von Pflegetieren, Bergung verletzter und verflogener Fledermäuse, Sicherung von Quartieren wird normalerweise durch unser Führungsprogramm finanziert. Dieses Jahr mussten die notwendigen Rücklagen verbraucht werden.
Umso mehr freuen wir uns auf unser herbstliches Führungsprogramm. Die neuen Termine werden bis voraussichtlich Ende November regelmäßig auf unserer Homepage aktualisiert.
Bei den Führungen beachten wir zusätzliche Hygieneregeln: Die Gruppengröße ist etwas kleiner, Abstände werden größer, Verweilzeiten in engen Bereichen werden verkürzt. Die Erklärungen erfolgen in frei zugänglichen Bereichen mit viel Frischluft und Möglichkeit zur Distanz.
Wir bitten Sie, im Innenbereich und in Gruppen eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen.
Die Einhaltung der Hygieneregeln sollte für jeden zur Selbstverständlichkeit gehören. Bitte sagen Sie Ihre Teilnahme bei Anzeichen von Erkrankung rechtzeitig ab.
Unter Beachtung der zumutbaren Einschränkungen freuen wir uns, Ihnen wieder die Welt der Fledermäuse spannend und informativ näher zu bringen. Nutzen Sie die seltene Gelegenheit, die geheimnisvollen Gewölbegänge der historischen Zitadelle zu erforschen und Neues aus der Welt der geschützen Fledermäuse zu erfahren.
Ihr Jörg Harder

Die Mütter haben ihre Quartiere mit Bedacht ausgesucht: Schön warm muss es sein, ein von der Sonne beschienenes Dach, eine Fassade oder eine Baumhöhle ermöglichen die Aufzucht der Jungtiere ohne selbst Wärmeenergie zusteuern zu müssen.
Mittlerweile sind die Babys geboren und beginnen flügge zu werden. Damit rückt der Nachwuchs in den Focus des aufmerksamen Mitmenschen:
Gelegentlich flattert ein unbeholfenes Tier aus dem Quartier und landet unsanft auf Terrasse oder Balkon. Diese Tiere werden dann häufig in der Pflegestation für Fledermäuse des Berliner Artenschutz Teams auf der Zitadelle Spandau gemeldet.
Die ehrenamtlichen Helfer rufen dazu auf, Tiere nicht voreilig aus der Natur zu entnehmen und in die Pflegestation zu bringen. Die beste Hilfe ist möglich, wenn die Tiere in ihr Quartier zurückfinden.
Oftmals ist es ausreichend, wenn das Baby am Fundort in sicherer Position zur Abholung angeboten wird. Meistens hält die Mutter noch tagelang Ausschau nach dem Nachwuchs und holt ihn auch nach drei oder vier Tagen noch ab.

Wer häufig Fledermäuse in seiner Umgebung sieht wird aufgerufen, diese zu beobachten um festzustellen, ob erkennbar ist, wo das Quartier ist. In solchen optimalen Fällen kann das Jungtier auch direkt zurückgereicht werden. Hierzu kann eine Socke über einen Stiel, Zollstock oder Ähnliches gesteckt werden, darauf wird die Fledermaus gesetzt und zum Einflugloch des Quartiers geführt. Mit etwas Glück klettert das Jungtier dann sofort zurück.
Die künstliche Aufzucht von Fledermausbabys ist sehr kompliziert, sie ist immer die schlechteste Lösung. Beginnend von der Problematik der Zusammensetzung der Milch in den ersten Lebenstagen setzen sich die Schwierigkeiten mit dem Heranwachsen des Tieres fort: Nur die Mutter kann dem Nachwuchs die Echoortung, das Fliegen und die Wege in angestammte Winterquartiere vermitteln.
Weitere Informationen dazu im Fledermauskeller auf der Zitadelle Spandau, Telefon 030/36750061.
Liebe Fledermausfreunde,
Die Zahlen des Großen Abendseglers scheinen stark zurück zu gehen. Auch wir haben Zweifel an der Stabilität der Bestände.
Da Abendsegler insbesondere in der Zugzeit stark von der Windkraft beeinträchtigt werden, ist zu kontrollieren, ob sich die Art derzeit in ernsten Schwierigkeiten befindet. Der Bundesverband für Fledermauskunde (BVF), in dem wir Mitglied sind, haben hierzu ein interessantes Projekt zur Abendseglerzählung entwickelt bei dem nahezu jeder seinen Teil beitragen kann. Wir möchte Sie auf dieses Projekt aufmerksam machen und zur Mitarbeit animieren.
Alle Informationen und Anleitung zum Projekt gibt es auf der Seite des BVF: https://bvfledermaus.de/
bzw. in dem Flyer zur Zählmethodik: https://bvfledermaus.de/wp-content/uploads/2020/04/BVF_Flyer_AS_Zaehlung.pdf
und zur Nutzung der App: https://bvfledermaus.de/wp-content/uploads/2020/04/BVF_Flyer_AS_Zaehlung_App.pdf
Diese Beobachtungen sind draußen bei einem Spaziergang mit geringem Abstand zu Mitzählenden auch in Zeiten möglich, wo sonst die Gesundheitsprävention manchen Einsatz erschwert.
Liebe Freundinnen und Freunde des Fledermauskellers,
auch wenn man sich als Fledermauskundler und Leiter einer öffentlichen Haltung von Tieren natürlich schon lange mit Hygiene, Krankheitsübertragung und Sicherheit in Fragen der Gesundheit befasst, gibt es doch in den letzten Tagen und Wochen einen spannenden Zuwachs an Informationen. In unserer letzten Veröffentlichung konnten wir darstellen, warum Ängste vor Fledermäusen völlig unbegründet sind. Ständig erreichen uns neue Ergebnisse von Virologen und anderen Forschern, die uns darin bestätigen, dass unsere Einschätzung der Situation richtig ist. Es gibt nichts zu korrigieren: Keine Angst vor Batmann
Zwischenzeitlich entwickelte sich die Fragestellung dann andersherum: Bringen Menschen, die mit Fledermäusen hantieren den Bestand der Tiere in Gefahr?
Vereinzelt wurde in z.B. in Amerika die vorübergehende Einstellung der Fledermausforschung in die Diskussion gebracht. Wir finden, dass es gerade in Zeiten wie diesen wichtig ist, die Tiere und ihre Eigenheiten genau im Auge zu behalten. Im Wesentlichen dient die Erfassung der Fledermausbestände deren Schutz. Viele Planungsvorhaben können ohne naturkundliche Erfassungen nicht bewertet und genehmigt werden. Hier brauchen die Fledermäuse Planungssicherheit damit bei Eingriffen in die Natur ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Ich stehe im täglichen engen Austausch mit anderen Akteuren aus Fledermausfachverbänden und ähnlichen Einrichtungen. Wir besprechen uns online, versorgen uns wechselseitig mit den neuesten verfügbaren Forschungsergebnisen, bewerten diese und geben sie an die Verantwortungsträger weiter.
Hierzu haben wir mit der Deutschen Fledermauswarte, dem Bundesverband Fledermauskunde und dem Fledermauszentrum Noctalis eine Empfehlung erarbeitet, die sich an alle richtet, die im Rahmen ihrer Untersuchungen in Fledermausquartiere gehen oder Fledermäuse in die Hand nehmen. Wer Intersse hat kann sich diese hier durchlesen:
Handlungsempfehlungen für die Arbeit mit Fledermäusen in Zeiten von SARS-CoV-2
Wenn ihr also in den nächsten Wochen Fledermauskundler sehen solltet, die mit Mundschutz unterwegs sind, dient das im Rahmen der höchst vorsorglichen Risikominimierung dem Schutz der Fledermäuse und bedeutet nicht, dass tatsächlich eine Gefahr besteht oder Fledermäuse krank sein könnten.
Es zeichnet sich ab, dass die Gesellschaft in den nächsten Tagen und Wochen immer mehr zu einer Rücknahme von Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge geht und viele Begegnungen wieder möglich werden.
Dieser Weg ist nötig, er ist aber auch mit dem Risiko verbunden, dass die Krankheit COVID 19 wieder stärker aufflammt.
Ich freue mich, dass wir wohl demnächst wieder unsere Ausstellung öffnen können. Dies könnte eventuell in der 2. Maiwoche passieren. Unabhängig von einer offiziellen Regelung werden wir zum Schutz unserer ehrenamtlichen Aktiven und Erklärer zunächst darauf bestehen, dass Besucher von Veranstaltungen einen Mundschutz tragen.
Ich hoffe, wir halten die letzten Tage der sehr engen Einschränkungen durch und sehen uns dann sehr bald gesund wieder.
Herzliche Grüße
Ihr Jörg Harder