Liebe Freunde des Fledermauskellers,
die heiße Phase des Sommers scheint vorbei zu sein. Viele Aktivitäten mussten ausfallen. Wir werden noch lange darüber diskutieren können, welche Maßnahmen zur Eindämmung des neuen Coronavirus hilfreich waren, welche vielleicht im Nachgang als zu weitgehend eingestuft werden müssen.
Wir hoffen alle, dass wir bald mit deutlich weniger Einschränkungen und keinesfalls mit zusätzlichen Verboten rechnen können.
Der Ausfall des Sommerprogramms hat auch unser Projekt finanziell stark belastet. Betreuung von Pflegetieren, Bergung verletzter und verflogener Fledermäuse, Sicherung von Quartieren wird normalerweise durch unser Führungsprogramm finanziert. Dieses Jahr mussten die notwendigen Rücklagen verbraucht werden.
Umso mehr freuen wir uns auf unser herbstliches Führungsprogramm. Die neuen Termine werden bis voraussichtlich Ende November regelmäßig auf unserer Homepage aktualisiert.
Bei den Führungen beachten wir zusätzliche Hygieneregeln: Die Gruppengröße ist etwas kleiner, Abstände werden größer, Verweilzeiten in engen Bereichen werden verkürzt. Die Erklärungen erfolgen in frei zugänglichen Bereichen mit viel Frischluft und Möglichkeit zur Distanz.
Wir bitten Sie, im Innenbereich und in Gruppen eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen.
Die Einhaltung der Hygieneregeln sollte für jeden zur Selbstverständlichkeit gehören. Bitte sagen Sie Ihre Teilnahme bei Anzeichen von Erkrankung rechtzeitig ab.
Unter Beachtung der zumutbaren Einschränkungen freuen wir uns, Ihnen wieder die Welt der Fledermäuse spannend und informativ näher zu bringen. Nutzen Sie die seltene Gelegenheit, die geheimnisvollen Gewölbegänge der historischen Zitadelle zu erforschen und Neues aus der Welt der geschützen Fledermäuse zu erfahren.
Ihr Jörg Harder

Die Mütter haben ihre Quartiere mit Bedacht ausgesucht: Schön warm muss es sein, ein von der Sonne beschienenes Dach, eine Fassade oder eine Baumhöhle ermöglichen die Aufzucht der Jungtiere ohne selbst Wärmeenergie zusteuern zu müssen.
Mittlerweile sind die Babys geboren und beginnen flügge zu werden. Damit rückt der Nachwuchs in den Focus des aufmerksamen Mitmenschen:
Gelegentlich flattert ein unbeholfenes Tier aus dem Quartier und landet unsanft auf Terrasse oder Balkon. Diese Tiere werden dann häufig in der Pflegestation für Fledermäuse des Berliner Artenschutz Teams auf der Zitadelle Spandau gemeldet.
Die ehrenamtlichen Helfer rufen dazu auf, Tiere nicht voreilig aus der Natur zu entnehmen und in die Pflegestation zu bringen. Die beste Hilfe ist möglich, wenn die Tiere in ihr Quartier zurückfinden.
Oftmals ist es ausreichend, wenn das Baby am Fundort in sicherer Position zur Abholung angeboten wird. Meistens hält die Mutter noch tagelang Ausschau nach dem Nachwuchs und holt ihn auch nach drei oder vier Tagen noch ab.

Wer häufig Fledermäuse in seiner Umgebung sieht wird aufgerufen, diese zu beobachten um festzustellen, ob erkennbar ist, wo das Quartier ist. In solchen optimalen Fällen kann das Jungtier auch direkt zurückgereicht werden. Hierzu kann eine Socke über einen Stiel, Zollstock oder Ähnliches gesteckt werden, darauf wird die Fledermaus gesetzt und zum Einflugloch des Quartiers geführt. Mit etwas Glück klettert das Jungtier dann sofort zurück.
Die künstliche Aufzucht von Fledermausbabys ist sehr kompliziert, sie ist immer die schlechteste Lösung. Beginnend von der Problematik der Zusammensetzung der Milch in den ersten Lebenstagen setzen sich die Schwierigkeiten mit dem Heranwachsen des Tieres fort: Nur die Mutter kann dem Nachwuchs die Echoortung, das Fliegen und die Wege in angestammte Winterquartiere vermitteln.
Weitere Informationen dazu im Fledermauskeller auf der Zitadelle Spandau, Telefon 030/36750061.
Liebe Fledermausfreunde,
Die Zahlen des Großen Abendseglers scheinen stark zurück zu gehen. Auch wir haben Zweifel an der Stabilität der Bestände.
Da Abendsegler insbesondere in der Zugzeit stark von der Windkraft beeinträchtigt werden, ist zu kontrollieren, ob sich die Art derzeit in ernsten Schwierigkeiten befindet. Der Bundesverband für Fledermauskunde (BVF), in dem wir Mitglied sind, haben hierzu ein interessantes Projekt zur Abendseglerzählung entwickelt bei dem nahezu jeder seinen Teil beitragen kann. Wir möchte Sie auf dieses Projekt aufmerksam machen und zur Mitarbeit animieren.
Alle Informationen und Anleitung zum Projekt gibt es auf der Seite des BVF: https://bvfledermaus.de/
bzw. in dem Flyer zur Zählmethodik: https://bvfledermaus.de/wp-content/uploads/2020/04/BVF_Flyer_AS_Zaehlung.pdf
und zur Nutzung der App: https://bvfledermaus.de/wp-content/uploads/2020/04/BVF_Flyer_AS_Zaehlung_App.pdf
Diese Beobachtungen sind draußen bei einem Spaziergang mit geringem Abstand zu Mitzählenden auch in Zeiten möglich, wo sonst die Gesundheitsprävention manchen Einsatz erschwert.
Liebe Freundinnen und Freunde des Fledermauskellers,
auch wenn man sich als Fledermauskundler und Leiter einer öffentlichen Haltung von Tieren natürlich schon lange mit Hygiene, Krankheitsübertragung und Sicherheit in Fragen der Gesundheit befasst, gibt es doch in den letzten Tagen und Wochen einen spannenden Zuwachs an Informationen. In unserer letzten Veröffentlichung konnten wir darstellen, warum Ängste vor Fledermäusen völlig unbegründet sind. Ständig erreichen uns neue Ergebnisse von Virologen und anderen Forschern, die uns darin bestätigen, dass unsere Einschätzung der Situation richtig ist. Es gibt nichts zu korrigieren: Keine Angst vor Batmann
Zwischenzeitlich entwickelte sich die Fragestellung dann andersherum: Bringen Menschen, die mit Fledermäusen hantieren den Bestand der Tiere in Gefahr?
Vereinzelt wurde in z.B. in Amerika die vorübergehende Einstellung der Fledermausforschung in die Diskussion gebracht. Wir finden, dass es gerade in Zeiten wie diesen wichtig ist, die Tiere und ihre Eigenheiten genau im Auge zu behalten. Im Wesentlichen dient die Erfassung der Fledermausbestände deren Schutz. Viele Planungsvorhaben können ohne naturkundliche Erfassungen nicht bewertet und genehmigt werden. Hier brauchen die Fledermäuse Planungssicherheit damit bei Eingriffen in die Natur ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Ich stehe im täglichen engen Austausch mit anderen Akteuren aus Fledermausfachverbänden und ähnlichen Einrichtungen. Wir besprechen uns online, versorgen uns wechselseitig mit den neuesten verfügbaren Forschungsergebnisen, bewerten diese und geben sie an die Verantwortungsträger weiter.
Hierzu haben wir mit der Deutschen Fledermauswarte, dem Bundesverband Fledermauskunde und dem Fledermauszentrum Noctalis eine Empfehlung erarbeitet, die sich an alle richtet, die im Rahmen ihrer Untersuchungen in Fledermausquartiere gehen oder Fledermäuse in die Hand nehmen. Wer Intersse hat kann sich diese hier durchlesen:
Handlungsempfehlungen für die Arbeit mit Fledermäusen in Zeiten von SARS-CoV-2
Wenn ihr also in den nächsten Wochen Fledermauskundler sehen solltet, die mit Mundschutz unterwegs sind, dient das im Rahmen der höchst vorsorglichen Risikominimierung dem Schutz der Fledermäuse und bedeutet nicht, dass tatsächlich eine Gefahr besteht oder Fledermäuse krank sein könnten.
Es zeichnet sich ab, dass die Gesellschaft in den nächsten Tagen und Wochen immer mehr zu einer Rücknahme von Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge geht und viele Begegnungen wieder möglich werden.
Dieser Weg ist nötig, er ist aber auch mit dem Risiko verbunden, dass die Krankheit COVID 19 wieder stärker aufflammt.
Ich freue mich, dass wir wohl demnächst wieder unsere Ausstellung öffnen können. Dies könnte eventuell in der 2. Maiwoche passieren. Unabhängig von einer offiziellen Regelung werden wir zum Schutz unserer ehrenamtlichen Aktiven und Erklärer zunächst darauf bestehen, dass Besucher von Veranstaltungen einen Mundschutz tragen.
Ich hoffe, wir halten die letzten Tage der sehr engen Einschränkungen durch und sehen uns dann sehr bald gesund wieder.
Herzliche Grüße
Ihr Jörg Harder
Liebe Fledermausfreunde,
auch ohne Öffnungszeiten wollen wir unsere Öffentlichkeitsarbeit nicht vernachlässigen.
Die Berichterstattung zum aktuellen Corona Virus betrifft ja in Teilen auch "die Fledermäuse". Hierbei gibt es oft stark vereinfachte Darstellungen. Fledermausarten und Übertragungswege werden durcheinander gebracht oder gar nicht unterschieden. Oft werden unterschiedliche Situationen in den verschiedenen Regionen der Welt vermengt.
Hier ist es wichtig, einen Faktencheck zu bringen. Namhafte deutsche Fledermausforscher und Fledermausschützer aus unterschiedlichen Institutionen haben dazu eine Zusammenstellung erarbeitet. Mit diesem Beitrag wollen wir unseren Anteil beisteuern, damit die Diskussion sachlich bleibt und keine unnötigen Ängste aufkommen.
Für einen schnellen Überblick findet man hier die Schnellmerk-Fakten.
Wer noch etwas detailliertere Informationen haben möchte findet hier das komplette Papier.
Wer in diesen Zeiten versucht, die Fledermaus als Schuldigen zu präsentieren, wird auch in Zukunft die Mahnungen der Artenschützer vernachlässigen, die einen achtsamen Umgang mit der Umwelt einfordern um dadurch potentielle Gefahren zu verringern.
Einen schönen (englischsprachigen) Artikel findet man auch hier.
Herzliche Grüße und bleiben Sie trotz physischem Abstand dicht bei uns!
Ihr Jörg Harder